Ein lebendes Fossil ist eine Tier- oder Pflanzenart, die sich in ihrem grundlegenden Körperbau von ihren Vorfahren nur unwesentlich unterscheidet, also viele Merkmale erdgeschichtlich lange zurückliegender Evolutionsstadien in ihrem Erscheinungsbild konserviert hat. Das heißt ihr Grundbauplan hat sich mit den Jahren der Evolution nicht verändert.
(Definition aus der freie Enzyklopädie Wikipedia)
Nautilus war der Name des legendären U-Boots des Kapitän Nemo aus dem berühmten Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne. Der gewählte Name für das Unterwasserfahrzeug war sicherlich kein Zufall, denn bei der Mission ging es darum, Extreme zu überwinden.
Der Nautilus (Cephalopode), der zu der Familie der Tintenfische (Kopffüßler) zählt, ist ein solches Extrem, denn seine Lebensumgebung und seine evolutionäre Geschichte ist alles andere als gewöhnlich. Das Vorkommen der Kopffüßler lässt sich auf über eine halbe Milliarde Jahre1 zurückverfolgen.
Nun stellt sich die Frage, was an diesem „lebenden Fossil“ so fasziniert, und wie die Lebensweise des Nautilus sich heute gestaltet.
Anatomie und Aussehen des Nautilus
Das kalkige und gekammerte Außenskelett dient dieser Tintenfischart Art (Vierkiemer) zum Schutz und Rückzug vor Feinden. Die kräftige Kopfklappe ermöglicht es diesem Fisch, das Gehäuse komplett zu schließen und sich vor Feinden zu schützen. Den bis zu 90 Tentakeln auf dem Kopf verdanken diese Fische den Namen „Kopffüßler“. Ein Trichter zwischen den Tentakeln erlaubt es dem Nautilus (auch oft als Perlboote bezeichnet) Wasser auszustoßen und sich mit Hilfe dieser Technik fortzubewegen. Das große Maul erinnert an den kräftigen Schnabel eines Papageis. Der Nautilus ist der einzige Tintenfisch, der keine Tinte „spuckt“. Der Körper der Fische befindet sich in der ersten Kammer des Außenskeletts. Der Rest ist mit Gas gefüllt und verleiht dem Tier die Möglichkeit, sich ohne Anstrengung schwebend im Wasser fortzubewegen. Durch die Schale ist ein schnelles Fortbewegen der Fische jedoch nicht möglich.
Verbreitung
Die Nautilus-Arten leben in den tropischen Riffen des westlichen Pazifiks und in einigen Bereichen des indischen Ozeans2. Unterschieden werden sechs Arten:
- Nautilus belauensis
- Nautilus macromphalus
- Nautilus pompilius
- Nautilus repertus
- Nautilus stenomphalus
- Allonautilus scrobiculatus
Lebensweise in natürlicher Umgebung
Der Nautilus hält sich tagsüber in Wassertiefen von ca. 400 bis maximal 600 Metern auf. Nachts steigt er auf 100 Meter auf und jagt nach Krebsen und Thunfischen, die er als Nahrung bevorzugt3. Überlegt man, dass moderne Atom-U-Boote maximal um die 500 Meter tief tauchen können (mit einem Druckkörper aus einer Titanlegierung kann die russische Akula-Klasse eine Tauchtiefe von bis zu 900 Metern erreichen), ist der Nautilus ein echtes Phänomen im Tieftauchen4. Erfahrene Sporttaucher mit spezieller Ausbildung und Erfahrung schaffen übrigens zwischen 30 und in Ausnahmefällen 40 Meter.
Gefährdung durch den Menschen
Der Nautilus hat es im Laufe der Evolution geschafft, nicht auszusterben, auch wenn er manchmal kurz davor stand. Heute ist sein größter Feind - wie so oft im Reich der Tiere und Pflanzen - der Mensch. Das Außenskelett ist ein beliebtes Souvenir und Sammlerstück. Aus diesem Grund werden jährlich tausende dieser lebenden Fossile gefangen und getötet.
Lebensweise in Gefangenschaft
Die Haltung des Nautilus in Gefangenschaft (Aquarium) ist nur absoluten Experten vorbehalten. Bei den gelegentlich importierten Tieren handelt es sich um den Nautilus pompilius. An ihr Zuhause in Gefangenschaft stellen diese Tiere besondere Ansprüche. Um sie länger in Gefangenschaft halten zu können darf die Temperatur nicht über 20°C liegen. Dadurch, dass die Fische in sehr tiefen Gefilden vorkommen, spielt die Druckproblematik eine Rolle bei der Haltung im Aquarium. Der Calcium-Gehalt des Wassers muss relativ hoch sein. Lebende Exemplare des Nautilus sind unter anderem im Bochumer Zoo zu sehen. Der Bochumer Zoo bietet insgesamt sehr interessante Aquarien mit vielen tropischen Bewohnern und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Fossilien - Versteinerte Zeugen der Evolution
Als Fossil bezeichnet die (versteinerten) Überreste vergangenen Lebens aus der Geschichte unserer Erde. „Scalare“-Mitglied Jürgen Hamp sammelt seit über 30 Jahren Fossilien und nimmt regelmäßig an organisierten Ausgrabungen teil. Auf das Fossiliensammeln brachte ihn der frühere Schuldirektor Metz von der Cuno Raabe Schule in Fulda. Er besaß eine sehr umfangreiche Sammlung. Jürgen Hamp selbst kann inzwischen mehrerer Hundert Fossilien sein Eigen nennen. Deshalb war die Freude groß, als er im letzten Jahr einen echten Nautilus im Steinbruch Sengenthal, ca. 35 km südöstlich von Nürnberg bei Neumarkt in der Oberpfalz, freisetzten konnte. Der versteinerte Tintenfisch war in einer sogenannten Parkinsonienoolith (Name der Gesteinschicht) mit einer Schichtstärke von ca. 50 cm „konserviert“. Das Exemplar stammt aus dem mittleren Jura und ist ca. 165-170 Mio. Jahre alt.
Lebende Fossilien auf dem Planeten Erde - der Nautilus ist da wahrlich kein Einzelfall und sie sind in unterschiedlichen Regionen anzutreffen. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie können alle in außerordentlichen Situationen überleben, so wie der Nautilus z.B. in extremen Meerestiefen. Dieser Eigenschaft haben sie es zu verdanken, dass sie immer noch zu finden sind und scheinbar von der Evolution vergessen wurden. Der größte Feind dieser Zeitzeugen ist wie so oft der Mensch, der aber hoffentlich irgendwann zur Einsicht und Vernunft kommt. Es wäre wirklich schade, wenn diese Zeugen unserer Geschichte aus unseren Meeren verschwinden würden.
Text und Fotos: Jürgen „Poldi“ Hamp und Sven Haustein
Quellen:
1) Fachbericht „Nautilus - ein lebendes Fossil tropischer Meere“, von Prof. Dr. Harald Immel
2) Fachbericht „Blaublütige Chamäleons der Meere – Zur Pflege und Zucht von Sepia und Co.“, von Dr. Rainer Hirschenberger
3) Wikipedia, freie Enzyklopädie – Fachbeitrag „Perlboote“
4) 3Sat online
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Nautilus pompilius ist die Art, die in Aquarien gepflegt
werden. Da die Haltung nicht unproblematisch ist und die
Tiere hohe Ansprüche haben, sollten sie nur von Experten
gepflegt werden.
Die kräftige Kopfklappe ermöglicht es dem Nautilus,
das Gehäuse komplett zu schließen und sich vor
Feinden zu schützen.
Jürgen Hamp hat in der Nähe von Neumarkt in der
Oberpfalz einen versteinerten Nautilus gefunden,
der zwischen 165 und170 Mio. Jahren alt ist.
Im Bochumer Zoo kann man den Nautilus, neben
vielen anderen Tieren, in einem speziellen
Aquarium bewundern.
Der versteinerte Ammonit (ebenfalls ein „Kopffüßler“ -
der längst ausgestorben ist) sieht dem Nautilus sehr
ähnlich. Unterscheiden kann man sie an der Oberfläche
der Schale, die beim Nautilus glatt und bei Ammoniten
stärker strukturiert ist.
Der Querschnitt des versteinerten Fossils
(Ammonit) zeigt die verschiedenen Kammern
des Gehäuses.
Die Kohlenstoffgase in der Schale haben sich
im Laufe der Jahre unterschiedlich entwickelt.
Die Kristalle erinnern fast ein wenig an
Diamanten.
Der Nautilus (Mitte) unterscheidet sich durch
sein glattes Außenskelett von den geriffelten
Ammoniten.
Die Gesteinschicht besteht aus rot gefärbtem
eisenhaltiger Kalkmergel mit ca. 1mm großen
Brauneisenkügelchen. Bei der Fossiliengewinnung
ist es wichtig, dass man die versteinerten
Tierreste vorsichtig freilegt.
Jürgen Hamp ist in ganz Deutschland unterwegs,
um seltene Fossilien zu finden.
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